30 Jahre Israel-Reisen – Pilgerreise der CDU Thüringen

Unsere Pilgergruppe an der Verkündigungsbasilika in Nazareth
Warum ich das immer wieder mache? Die Antwort ist einfach. Ich organisiere immer wieder Reisen nach Israel, weil ich bei meiner ersten Reise ins Heilige Land vor genau 30 Jahren von dem Land und den Menschen begeistert war und dort immer wieder hin will. Vor allem möchte ich aber auch andere Menschen begeistern und motivieren selbst und mit Freunden nach Israel zu fahren. 1992 habe ich für 42 Mitglieder der Jungen Union Thüringen meine erste Israel-Reise organisiert. Danach folgten viele weitere für die Junge Union, die Landeszentrale für politische Bildung und privat. 2009 habe ich mit meiner Abgeordnetenkollegin Annette Lehmann bereits eine Pilgerreise für die CDU Thüringen organisiert und in diesem Jahr war es wieder einmal höchste Zeit. 51 Pilger machten sich am 30. September unter Leitung unseres stellevertretenden Landesvorsitzende Christian Hirte, MdB auf den Weg. Neben dem Bundestagsabgeordneten Michael Brand waren auch der ehemalige Sozialminister Frank-Michael Pietzsch, der ehemalige Staatssekretär Heinz-Günther Maaßen, der Landtagsabgeordnete Christoph Zippel sowie die stellvertretende CDU Kreisvorsitzende aus Erfurt Regina Polster sowie viele CDU-Mitglieder aus ganz Thüringen dabei. Eine Gruppe von 11 Reiseteilnehmern ist von Leipzig über Frankfurt nach Tel Aviv geflogen, die anderen 41 sind in Frankfurt hinzu gekommen. Problemlos klappte der Lufthansaflug und wir landeten am Abend in Tel Aviv. Von Unserer Reiseleiterin empfangen und begrüßt ging es direkt mit unserem Busfahrer Monir nach Nazareth in das Hotel Golden Crown. da Freitagabend schon der Shabbat begonnen hatte waren die Straßen leer und das erste Abendessen besonders üppig.  (Bilder des Anreisetags)
Dalmanuta am See Genezareth
Unser dichtes Programm am ersten Tag begann am Samstagmorgen mit einem katholischen Gottesdienst in Dalmanuta am See Genezareth. Priester Bruder Jonas fand in der wunderbaren Atmosphäre mit Blick auf den See die richtigen Worte, um uns auf unsere Pilgerreise einzustimmen. In der Brot-Vermehrungs-Kapelle in Tabgha aber auch an vielen anderen Orten unserer Reise haben wir aus der Bibel gelesen. In der Kapelle auf dem Berg der Seligpreisungen auch gesungen. Dank sechs Kirchenchormitgliedern aus der Rhön habe wir immer auch eine wunderschöne musikalische Begleitung gehabt. Im Pilgerhaus in Tagbha wurden wir vom Leiter Herrn Dr. Röwekamp empfangen und es gab den Petrusfisch und eine Badepause (bei knapp 40 Grad eine willkommene Abkühlung). Kafernaum rundete den Besuch der heiligen Stätten am See ab, bevor wir auf eine Bootstour ab Ginossar auf den See Genezareth gingen. (Bilder vom See Genezareth und den heiligen Stätten) Schon früh am Morgen waren wir am Sonntag in der Verkündigungsbasilika in Nazareth. Die größte Kirche des Nahen Ostens fasst mehrere tausend Gläubige und die Gemeinde besteht überwiegend aus arabischen Christen. ich erinnere mich noch gerne an den katholischen Gottesdienst dort in arabischer Sprache, als ich vor drei Jahren Gründonnerstag mit meinen Söhnen dort war. Von Nazareth ging es in eines der schönsten Naturbäder der Welt. In Sachne gibt es mit Gan haSchloscha ein Naturbad mit künstlichen Wasserfällen und stets gleichbleibend 27 Grad dank der dort entspringenden Quelle. Für den Besuch an der Taufstelle haben wird dieses Mal wieder das vermutliche Original gewählt. In Tiberias gibt es am See Genezareth zwar die touristisch gut ausgebaute Taufstelle, aber mit großer Wahrscheinlichkeit ist der richtige Ort in der Jordansenke auf dem Weg nach Jerusalem direkt an der Grenze zu Jordanien. Qasr al-Yahud heißt der Ort nahe bei Jericho und wurde anlässlich des Papst-Besuchs ausgebaut.
An der Jordantaufstelle
Weiter ging es über 800 m hoch nach Jerusalem in unser Hotel Grand Court im Ostteil der Stadt nahe des Damaskustores. Gleich drei spannende Gesprächsrunden hatten wir zur aktuellen politischen Situation. Mein Freund Arye Sharuz Shalicar diskutierte mit uns über seine Bücher „Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“ und „Shalom Habibi“. Die Leiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung begrüßte uns und der ZDF-Studioleiter Israel Michael Bewerunge briefte uns zur aktuellen Lage. Anschließend hatten wir nach dem Abendessen noch einen Vortrag von Steven Höfner, Leiter der KAS in Ramallah, zur Situation in den palästinensischen Gebieten. (Bilder aus Nazareth, Gan haSchloscha, der Taufstelle und der Diskussionsrunden)
Bei der KAS
Yad Vashem, die Holocaustgedenkstätte, steht immer an erster Stelle im Besuchsprogramm in Jerusalem und dies gerade auch am Tag der Deutschen Einheit. Wir haben nach der Führung durch die Gedenkstätte einen Kranz in der Gedenkhalle niedergelegt und sehr nachdenklich den Tag begonnen. Nach der Mittagspause in der Mamila-Mall waren wir am Nachmittag und frühen Abend im Adenauer-Konfererenzzentrum Mishkenot Shaananim zu Gast. Zusammen mit anderen Gästen der KAS Israel diskutierten unsere beiden Bundestagsabgeordneten mit Dr. Gil Yaron (Leiter des Landes NRW für Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Jugend und Kultur in Israel) sowie Prof. Gisela Dachs (DAAD-Center for German Studies, The Hebrew University of Jerusalem) unter Moderation von David Vitzthum (ICFR Board Member, Former Foreign Affairs Editor, Israel TV) über das deutsch-israelische Verhältnis. Beim anschließenden Empfang habe ich mich gefreut auch Lea Fleischmann und ihren Sohn Arie Rosen wieder zu treffen. (Bilder aus Yad Vashem und von der KAS-Veranstaltung)
Auf dem Dach des Hospizes
Die heiligen Stätten in der Altstadt beanspruchen immer mindestens einen ganzen Tag und da wir zudem wieder mehrere Gesprächsrunden auf dem Programm hatten wurde auch der Donnerstag besonders intensiv. Die Via Dolorosa, der Leidensweg Jesu zieht sich mit seinen Stationen quer durch die Altstadt bis zur Grabeskirche. Wie es um die Situation der Christen im Heiligen Land steht haben wir nach der Mittagspause im Österreichischen Hospiz in dem dortigen wunderschönen Salon mit Pater Nikodemus (Dormitio Abtei) diskutiert. Leider leben nur noch wenige Christen in Israel und inzwischen gibt es fast mehr Kirchen als einheimische Christen. Zwar kommen jährlich Millionen Christen nach Israel, aber die Gemeinden werden immer kleiner. Von der Dachterrasse konnten die wunderschöne Aussicht auf Jerusalem genießen – die wichtigsten Stätten von drei Religionen sind dort in unmittelbarer Nähe und vom Dach des Hospizes greifbar. Im Paulus-Haus, einer traditionsreichen christlichen Pilgerstätte am Damaskustor wurden wir vom Leiter Prof. Dr. Ralf Rothenbusch begrüßt und hatten wir noch ein weiteres Gespräch. Oliver Owcza (Leiter des Deutschen Vertretungsbüros in Ramallah) erläuterte uns detailliert die Probleme zwischen Israelis und Palästinensern. Vom Dach des Paulus-Hauses blickt man weit über die Stadt, aber auch auf das Geländer der benachbarten Schmidt-Schule, einer deutschen Schule in der palästinensische Mädchen unterrichtet werden. Da bereits am Vorabend des Yom Kippur der Feiertag beginnt, waren wir in dem arabischen Restaurant Lamsa zum Essen. (Bilder aus der Altstadt)
Yom Kippur an der Klagemauer
An Yom Kippur, dem höchsten und wichtigsten Feiertag der Juden, stehen in Israel sprichwörtlich alle Räder still. Die Juden fast am Versöhnungstag, es fährt kein Auto und alles hat zu (ausgenommen einige Kirchen und einige arabische Geschäfte). Auf der breiten Straße vor unserem Hotel, wo sonst permanenter dichter Verkehr ist, spielten die Kinder. Für unsere Gruppe war der ruhige Tag eine gute Gelegenheit, um in Jerusalem zu sich selbst zu finden. Lange Spaziergänge durch die ruhige Stadt, der Besuch am Gartengrab und der Weg zur Klagemauer gehörten zu den Aktivitäten des Tages, bis am Abend das Leben in die Stadt zurück kehrte. Auf einen arabischen Kaffee und einen selbstgepressten Granatapfelsaft war ich bei einem alten Freund am Damaskustor. Der Eigentümer vom Cafe Rimon Himo begrüßt mich seit 2009 immer überschwenglich und ich bekomme jedes Jahr eine Widmung in arabischer Sprache in mein Reisetagebuch. Eine beeindruckende Sammlung von guten Wünschen ist da bereits zusammen gekommen. Der Hotelpool hatte übrigens an Yom Kippur auch geschlossen – überraschenderweise aber war das Fitnessstudio offen. (Bilder von Yom Kippur)
Masada
Der Felsendom mit seiner goldenen Kuppel überstrahlt die Silhouette Jerusalems. Für die Muslime ist er eine ihrer wichtigsten heiligen Stätten zusammen mit der Al Aqsa Moschee ist er auf dem Tempelberg oberhalb der Klagemauer und die beiden Religionen treffen aufeinander. Wir konnten den Tempelberg besuchen – allerdings nur am frühen Morgen. Alle christlichen oder jüdischen religiösen Symbole sind auf dem Berg verboten. Auch bei der Kleiderordnung und Fotos achten die Religionswächter genau auf die Einhaltung von Regeln. Nach dem Besuch des Tempelberges ging es für uns an das Grab Oskar Schindlers. Auf einem Friedhof Franziskaner unweit der Altstadt ist der am 9. Oktober 1974 verstorbene Retter von über 1200 Juden begraben. Der weitere Tag fand wieder in der Wüste statt – bei Temperaturen jenseits der 35 Grad. Masada, die legendäre Felsenfestung am Toten Meer, kann heute mit der Seilbahn bequem erreicht oder über den Schlangenpfad erklettert werden. Vor einigen tausend Jahren spielte sich hier aber ein Drama ab, welches Stoff für einen legendären Hollywood-Film bot. Von Masada ging es für uns nach En Bokek ans Tote Meer. Der dortige Sandstrand lädt zum Verweilen ein und natürlich auch zum schwerelosen schweben auf dem Wasser des Toten Meeres. Nach der Rückkehr nach Jerusalem ging es für einen Teil der Reisegruppe noch in das Notre Dame Rooftop. Von dort hat man einen spektakulären Blick über die Stadt. (Bilder vom Tempelberg, dem Grab Oskar Schindlers, Masada und dem Toten Meer)
Tel Aviv Beach
Tel Aviv ist ganz anders als Jerusalem. Die Stadt ist hip und modern und dicht bevölkert von vielen jungen Menschen und Startup Unternehmen. Es ist aber auch die weltweit teuerste Stadt und dies merkt man auch. Generell ist Israel ein teures Land geworden. Dies liegt am deutlich schwächer werdenden Euro. Vor 10 Jahren lag der Wechselkurs bei 1 Euro – 5,7 Schekel heute ist das Verhältnis 1 : 3,4. Tel Aviv ist aber ein must-see und deshalb ging es am vorletzten Tag unserer Reise in die Stadt am Mittelmeer. Das Peres Center for Pease & Innovation stand zuerst auf unserem Besuchsprogramm. Tolle innovative Firmen und Produktideen werden dort präsentiert. In keinem Land auf der Welt gibt es so viele Startups. Wie überall sind nur wenige erfolgreich, aber jedes Scheitern zählt als neue Erfahrung. Alt-Jaffa mit seinem Hafen und dem Künstlerviertel haben wir zu Fuß entdeckt – inklusive der wunderschönen Foto-Skyline von Tel Aviv.
Tel Aviv Beach
Die Mittagspause im Sarona-Market in der ehemaligen deutschen Kolonie führte uns noch einmal durch die ganze Vielfalt kulinarischer Genüsse Israels. Die kleinen typisch deutschen Häuser inmitten der Hochhäuser Tel Avivs stehen unter Denkmalschutz, ebenso wie die vielen Bauhaushäuser von Tel Aviv, wegen derer die Stadt den Beinamen die weiße Stadt trägt. Ein Besuch in Tel Aviv ist aber ohne den sensationellen Strand nicht komplett. Auffallend war am Strand – aber auch sonst in Israel das Körperbewusstsein der Israelis. Alle zweihundert Meter ein öffentliche Fitnessstudios, die auch genutzt werden und jeder ist am Strand in Bewegung und spielt Ball oder Matkot. Zurück in Jerusalem waren wir noch zum Shabbat-Empfang an der Klagemauer. (Bilder aus Tel Aviv)
Gottesdienst in der Himmelfahrtskirche
Unsere Pilgerreise haben wir mit einem katholischen Gottesdienst am See Genezareth begonnen und am letzten Reisetag einen evangelischen Gottesdienst mit Pfarrerin Anne-Kathrin Kruse in der Himmelfahrtskirche auf dem Ölberg. Die Turmbesteigung mit über 200 Stufen führte zu einem tollen Ausblick auf die Wüste Juda und auf der anderen Seite auf Jerusalem. Dazwischen hängen im Glockenturm Glocken aus Apolda, die wie wir den langen Weg ins Heilige Land gereist sind – allerdings schon vor über 100 Jahren. Vom Ölberg ging es danach weiter zu der kleinen Kirche Dominus Flevit und schließlich in den Garten Gethsemane. Mit dem Bus führte uns die Tour durch die Mauer nach Bethlehem und nach dem Mittagessen zu einem kurzen Zwischenstopp am Walled Off, dem von Banksy gestalteten Hotel. Die Besichtigung des keinen Museums musste ausgesprochen schnell erfolgen, da unsere Fahrt weiter ging. Die Kunstwerke von Banksy sind zwar weltberühmt, aber im Kontext des israelisch-arabischen Konflikts auch ausgesprochen umstritten, da ihnen antisemitische Züge vorgeworfen werden. Banksy und die Mauer
Banksy und die Mauer
An der Mauer zwischen Bethlehem und Jerusalem ist dieser Konflikt überdeutlich – allerdings dient diese Mauer dem Schutz Israels. Wie dringend dies notwendig ist zeigte gerade unser letzter Besuchstag, an dem eine 18jährige israelische Soldatin von einem Palästinenser an einem der Grenzübergänge erschossen wurde. In Bethlehem besuchten wir die Geburtskirche mit der Geburtsgrotte. Von dort geht jedes Jahr zu Weihnachten das Friedenslicht in alle Welt. Nichts wünschen sich die Menschen in Israel mehr, als in Frieden zu leben. Aber es scheint noch ein langer Weg dahin.
Die Knesset
Ganz zum Schluss unserer Reise ging es noch zur Knesset, dem israelischen Parlament. Weil wir eine politisch interessierte Gruppe waren, stand für uns natürlich der Besuch in der Knesset und ein Gespräch mit Abgeordneten oben auf der Wunschliste Leider wurde daraus nichts, da die Knesset wegen der Feiertage geschlossen ist und die bevorstehenden Wahlen auch die Abgeordneten binden. Man darf gespannt sein, ob diese Wahlen eine klare Mehrheit und stabile Regierung bringen. Die letzten vier Wahlen schafften dies nicht. (Bilder vom Ölberg, Garten Gethsemane, Bethlehem und der Knesset)
Ein letzter Blick aus dem Hotel Grand Court
Der Heimreisetag hatte keine Programmpunkte mehr, aber wurde trotzdem ein langer Tag. Der größere Teil der Reisegruppe hatte bereits einen frühen 8 Uhr-Flug von Tel Aviv nach Frankfurt. Durch die bevorstehenden Feiertage (Sukkot) war aber am Flughafen größerer Betrieb zu erwarten und dadurch mussten die Fluggäste schon vier Stunden vor Abflug am Ben Gurion Airport sein und somit 3 Uhr vom Hotel aus starten. Die anderen 12 Reiseteilnehmer hatten Glück. Da es erst um 11 Uhr zum Flughafen ging blieb noch Zeit für einen kurzen Abstecher in die Altstadt. Allerdings starte der Flieger erst mit einstündiger Verspätung und so wurde der Tag sehr lang. (Bilder vom Heimreisetag) Ein großes Dankeschön an alle, die zum Gelingen der Reise beigetragen haben – unsere Reiseleiterin in Israel Michal, der Busfahrer Monir, dem Leiter vom Reisebüro Scuba-Reisen Gilad Riedl, der Leiterin der deutschsprachigen Abteilung von SarEl-Tours in Jerusalem Daniela Epstein, der KAS in Israel und Ramallah, allen unseren Gesprächspartnern und meiner Co-Reiseleiterin Nathalie Herberger. Jede meiner vielen Israel-Reisen war beeindruckend – deshalb will ich ja auch immer wieder hin. Bei dieser Reise stand das Pilgern im Vordergrund und es war wunderschön, dass wir an vielen Orten aus der Bibel gelesen haben, Lieder gesungen haben und Gottesdienste feiern konnten. Als Christen dürfen wir glücklich sein, dass wir das Heilige Land besuchen und die christlichen Stätten sehen konnten. Generationen vor uns konnten davon nur träumen. Bei unseren jüdischen Schwestern und Brüdern lautet einer der Wünsche „Nächstes Jahr in Jerusalem“ – dies wünsche ich allen Menschen. Ich hoffe, dass von unserer Reise viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer begeistert zurück gekommen sind und Freundinnen und Freunden von diesem Land erzählen. Ich freue mich auf „nächstes Jahr in Jerusalem“ – ich plane gerade eine Reise im März und eine im November 2023.