Reichlich offene Fragen zum Sporthallen-Neubau

Im Jahr 2011 wurde der letzte Sporthallenneubau im Rieth fertig gestellt
Im Jahr 2011 wurde der letzte Sporthallenneubau im Rieth fertig gestellt
Kurz vor Weihnachten überraschte Andreas Bausewein mit einer Ankündigung, des Baus einer neuen Sportarena zwischen der Südschwimmhalle und dem Parkhaus an der Eishalle in Blickweite des Stadions und des Sportgymnasiums. Vor dem Hintergrund der Probleme um die Multifunktionsarena ist dies ein durchaus mutiger Schritt. Heute nun wurde darüber ausführlich in der Presse berichtet und darauf gab es schon reichlich positive und kritische Reaktionen. Am Dienstagabend habe ich mit meinen Vorstandskollegen vom SWE Volley-Team und zuvor bereits mit dem Vorstand der CDU-Stadtratsfraktion das Thema diskutiert. Wir wissen jeweils auch nicht mehr über das Konzept, als in der Zeitung steht, deshalb beschränke ich mich hier auf einige grundsätzliche Bemerkungen dazu. In der Ankündigung von Andreas Bausewein werden sowohl der THC, als auch die Rockets und Schwarz-Weiss Erfurt als mögliche Zielgruppe einer Ballsporthalle die Erstligatauglich ist genannt. Mit den Rockets habe ich dazu als Präsident meines Vereins ein Gespräch gehabt, daher weiß ich sowohl um die Anforderungen im Basketball, als auch im Volleyball. Beide Vereine werden künftig nur in der 1. Bundesliga spielen können, wenn die Anforderungen bei der Lizenzierung erfüllt werden (Hallengröße, Nebenräume, Bodenbelag, Licht). Aus diesem Grund spielen die Rockets derzeit in der Messe und der THC in Bad Langensalza, weil es für beide Vereine, außer der kostenintensiven Messe, in Erfurt keine geeignete Halle gibt. Für meine Volleyball-Damen ist die Riethhalle hingegen für die nächsten vier Jahre ausreichend. Erst dann, in der sogenannten Lizenzierungsstufe 8, müssten wir in einer Halle mit mindestens 2.500 Zuschauerplätzen und einer Arena (umlaufende Zuschauerplätze) spielen (Lizenzstatut VBL-Wiki, Teil H 8.3.). Die Riethhalle hat derzeit rund 1.300 Plätze. Ob wir die nächsten vier Jahre erste Liga spielen, ist aber natürlich ebenso unsicher, wie bei den Rockets. Deshalb finde ich die Idee zwar interessant, habe aber reichlich Fragen. In der nächsten Woche wird es dazu ein Gespräch mit Andreas Bausewein und den beteiligten Vereinen geben – Ausgang ungewiss. Ob der THC bei der ganzen Geschichte ernsthaft in Erwägung zieht, nach Erfurt zurück zu kommen, weiß ich nicht. Zu lesen ist, dass dort Fördermittel des Landes im Haushalt 2018/2019 für den Neu-/Umbau der Halle in Bad Langensalza in Aussicht gestellt wurden (für den reinen Sporthallenteil, nur der ist förderfähig). Den Eigenanteil von mindestens 15 Prozent müsste die Kommune selbst stemmen. Bad Langensalza kann das sicher alleine nicht und der Landkreis ist pleite. Dennoch kündigte der amtierende Landrat das Projekt mit dem Gesamtvolumen von 11,2 Millionen Euro für die kommenden zwei Jahre an. Insbesondere bei internationalen Spielen weicht der THC derzeit nach Nordhausen aus – zumindest dafür könnte Erfurt mit einer neuen Halle eine Option sein. Wenn die neue Halle für den THC aber kommt, bleiben sie sicher in Bad Langensalza Unstrittig ist, dass in dem Planungsraum eine oder sogar zwei Schulsporthallen gebaut werden müssen, sowohl für die KGS als auch das Heinrich-Mann-Gymnasium. Die Schalenhalle wurde 2002 geschlossen und Anfang 2015 abgerissen. Die kleine Trainingshalle daneben ist mit dem Ein- und Auszug der Flüchtlinge nun auch Geschichte. Zudem fehlen Trainingsmöglichkeiten für viele Vereine mit dem Wegfall der Thüringenhalle und den Trainingsräumen unter der Westtribüne. Insofern wären sowohl Rockets, als auch THC und das SWE Volley-Team nur die Mitnutzer einer neuen Halle – Hauptnutzer werden der Schul- und Vereinssport sein. Man muss Sport nicht sonderlich mögen, das kann jeder für sich entscheiden. Fakt ist aber, dass es in Erfurt rund 35.000 Sportvereinsmitglieder in 266 Vereinen gibt (über ein Drittel Kinder und Jugendliche). Neben der Kultur ist auch im Sport kommunale Mitverantwortung geboten – für den Breiten-, Freizeit- und Spitzensport. Dazu braucht es Sportanlagen. Aber diese sind auch kostenintensiv und brauchen daher Konzepte, die über Fördermittelbescheide hinaus gehen. Südschwimmhalle, Eishalle, Leichtathletikhalle, Multifunktionsarena, Rietsporthalle, Radrennbahn Andreasried, Nordbad, Schwimmhalle Johannesplatz sind alles Neubau-Beispiele dafür und neben den vielen benötigten Schulsporthallen steht auch noch der vom OB versprochene Bau der Eishockeyhalle und die vom Stadtrat beschlossene dritte Schwimmhalle und Sanierung der Freibäder im Raum. Ob die CDU einen Hallenneubau mittragen würde, entscheiden wir nach eingehender Beratung und Prüfung des Finanzierungskonzeptes. Im Mittelpunkte dessen muss die Nachhaltigkeit der Finanzierung stehen. Allerdings kennen wir derzeit weder das Finanzierungskonzept für den Bau noch ein Betreiberkonzept. Ich bin sehr gespannt darauf. In jedem Fall werde ich dabei auf zwei Dinge achten. Auf der einen Seite müssen die Finanzierung und der Betrieb der Halle gesichert sein. Beides darf nicht davon abhängig sein, ob in der Halle Erstliga Volleyball oder Basketball gespielt werden, denn beides ist mittelfristig nicht planbar. Aus den Erfahrungen des Stadions werde ich aber auf der anderen Seite darauf achten, dass die beteiligten Vereine nicht durch unangemessene Mietzahlungen in wirtschaftliche Schwierigkeiten kommen. RWE war nie in der Lage 500.000 – 600.000 Euro Miete zu bezahlen, wie es uns im Stadtrat suggeriert wurde. Selbst die aktuellen „nur“ rund 220.000 Euro waren leider der berühmte Tropfen, der das wirtschaftliche Fass zum Überlaufen gebracht hat. Auf das Problem habe ich übrigens schon 2011 hingewiesen, aber damals wollte das Niemand von Seiten des Vereins oder der Stadt hören – das Projekt wurde schön und finanzierbar gerechnet. Ab diesem Zeitpunkt, und aus einigen Gründen mehr, war die CDU auch nicht mehr mit „im Boot“.

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